Wasserburg Heldrungen in Thüringen
Ende
des 12. oder Anfang des 13. Jh. entstand auf dem Territorium der heutigen
Festung eine romanische Burg. Sie war der Sitz der Herren von Heldrungen. Ein
Herr von Heldrungen namens Rudolphus wurde für 1119 überliefert. Urkundlich
erwähnt wird das Geschlecht erstmalig 1126 mit Hartmann von Heldrungen. Ein
weiterer Hartmann von Heldrungen war Hochmeister des Deutschen Ordens. Er
starb 19. Aug. 1282. 1387 müssen die Brüder
Albrecht und Friedrich von Heldrungen in einer Urkunde der Stadt Erfurt das Öffnungsrecht
für die Burg zugestehen.
Bis
1414 blieb die Familie Eigentümer der Anlage. In diesem Jahr mussten sie ihren
Sitz aber an die Grafen von Honstein abtreten. Friedrich von Heldrungen hatte
sich an die Spitze einer sozialen Bewegung gesetzt, die eine gleiche Verteilung
aller Güter sowie die Abschaffung aller Steuern und Fronen zum Ziel hatte.
Getragen wurde die Bewegung durch die Bauern und den niederen Adel im Harz.
Markgraf Friedrich der Streitbare und Wilhelm von Meißen führten 1412 einen
„Fleglerkrieg“ genannten Feldzug gegen die Aufständischen. Der Meißnische
Feldhauptmann eroberte die Burg Heldrungen und ließ die Flegler zu Tode geißeln.
Friedrich von Heldrungen verlor sein Lehen an die Honsteiner. Die Grafen von
Honstein wiederum verkauften Herrschaft und Burg 1479 an die Grafen von
Mansfeld.
Von
der romanischen Burganlage haben sich der Müntzerturm, Teile der angebauten
Ringmauer und im Nordosten des Schlosses ein turmähnlicher Bau, möglicherweise
das Torhaus, erhalten. Die Baulichkeiten sind weitgehend im 16. Jh. in den
Schlossbau integriert worden. Der Bergfried befand sich an der Stelle des
heutigen Mitteltraktes des Schlosses. Er wurde vor Erbauung desselben
abgetragen. Ob es vor der romanischen Burg einen
hölzernen Vorgängerbau gab, ist bisher noch nicht nachgewiesen, aber
denkbar.
Die
Grafen von Mansfeld hatten durch den Kupferbergbau im Mansfeldischen großen
Reichtum erworben. Die konnten deshalb durch Kauf von Herrschaften ihr Gebiet
weit ausdehnen. Sie entfalteten daneben eine rege Bautätigkeit, bei der sie mit
den Fürstenhäusern, vor allem dem von Sachsen, wetteifern wollten. Sachsen war
zu dieser Zeit führend in Deutschland beim Schlossbau im Übergang von der
gotischen Burg zum Renaissanceschloss. Den Vorbilder der Albrechtsburg Meißen
und dem Schloss Hartenfels in Torgau galt es nachzueifern. Besondere
Vorbildwirkung hatte die herausragende Bautätigkeit der Halleschen Schule.
Kennzeichen des neuen Stils war neben den Details des Bauschmuckes eine neue
Bauform, die des „bastionierten Schlosses“. Hier wurde statt des
kombinierten Wohn- und Wehrbaus in einem Baukörper ein repräsentativer
Schlossbau im Inneren des Komplexes errichtet, der von einem separaten
Verteidigungsbau umgeben war.
Unter
Verwendung einiger Teile der romanischen Kernburg entstand unter Ernst II. von
Mansfeld von 1512 bis 1519 ein vierflügliger Schlossbau mit Treppentürmen an
zwei inneren Ecken. Diese Baukonzeption ist vergleichbar mit dem Schloss
Hinterort im nahen Mansfeld. Auf dem Gelände der Vorburg entstanden auf drei
Seiten Wirtschaftsgebäude, die hufeisenförmig einen Hof umschlossen.
1518/19
errichtete man dann die Festungsanlagen. Sie bestanden aus einem inneren Wall
mit fünf Rondellen, dem inneren Festungsgraben, einem äußeren Erdwall mit
sieben Erdbastionen sowie einem äußeren Graben.
Im
Bauernkrieg war die Festung der Zufluchtsort vieler Adelsfamilien der Umgebung
und militärischer Stützpunkt des Adels. Nach seiner Gefangennahme kerkerte man
Thomas Müntzer hier ein und folterte ihn im Beisein seiner erbitterten Gegner.
Im
Schalkaldischen Krieg eroberte 1546 die kaiserliche Partei unter Moritz von
Sachsen die Festung. 1570 fiel sie bei der Sequestration der Grafschaft Mansfeld
an Kursachsen. 1623 wurde sie von Kurfürst Johann Georg I. mit einer starken
Besatzung versehen und mit Kriegsmaterial ausgestattet. Während des Dreißigjährigen
Krieges war sie mehrfach hart umkämpft. 1645 eroberten die Hessen unter
Generalmajor Geiß die Befestigung, als die Gräben zugefroren waren. Nach der
Eroberung wurden die äußeren Festungswälle durch die Schweden geschleift,
denen man die Festung übergeben hatte.
1664
bis 1668 versah man die Festung mit einem neuen äußeren Festungsgürtel nach
Vaubanscher Manier. Es entstanden vier große spitzwinklige Bastionen. Vor das
Festungstor aus dem 16. Jh. setzte man ein Ravelin.
Im
18. und 19. Jh. hatte die Festung keine militärische Bedeutung mehr. Sie diente
als Sitz des Amtes Heldrungen. 1815 kam sie an Preußen. 1860 wurde sie
aufgegeben.
1805
trug man den Müntzerturm wegen Baufälligkeit auf die Hälfte seiner ursprünglichen
Höhe ab und brachte ihn mit dem Schlosskomplex unter ein Dach.
Seit
1974 wird die Anlage als wichtiges Baudenkmal unter denkmalpflegerischen
Gesichtspunkten wieder hergestellt