Schloss Seeburg am Süßen See in Sachsen-Anhalt
Um
die Frühgeschichte der Burg gibt es einen jahrzehntelangen Gelehrtenstreit. Man
geht davon aus, dass die Hochseeburg, eine sächsische Burg aus der Zeit um 700
in Seeburg stand. Die Hypothese, die durch urkundliche Quellen und logische Überlegungen
gestützt wird, ist heute allgemein als zutreffend akzeptiert. Es fehlen aber für
die letzte Sicherheit die archäologischen Funde.
Karlmann,
der Sohn Karl Martells, unternahm 743 einen Kriegszug nach dem südlichen
Ostfalen. Hauptort des sächsischen Herrschaftsgebietes war die Hochseeburg (Hoohseoburg)
im Hochseegau (Hassegau). Karlmann eroberte die Burg und nahm den sächsischen
Herzog Theoderich gefangen. Theoderich musste sich zur Unterwerfung und
Tributzahlung an das Frankenreich verpflichten. Doch schon 744, ein Jahr danach
kam es zum Aufstand. Theoderich wurde besiegt und als Gefangener ins
Frankenreich mitgenommen. Die Burg wurde wahrscheinlich nach der Eroberung zerstört.
Vor
ihrer Zerstörung war die Hochseeburg schon lange Zeit Zentralort des Hassegaus,
eines weiten Gebietes, das sich zwischen den Flüssen Saale, Unstrut und Alter
Wipper erstreckte.
Die
nächsten Nachrichten über die Geschichte der Burg sind im Hersfelder
Zehntverzeichnis überliefert. Hier wurde die Seeburg in der dritten Hälfte des
9. Jahrhunderts erwähnt. 1036 wurde ein Graf von Seeburg erwähnt. Es handelte
sich hierbei um Christin, Graf von Seeburg (um 1016- vor 1067). Er war der Sohn
Gebhard I. von Querfurt, einem bedeutenden Dynasten der Region. Christin führt
als erster des Geschlechts den Grafentitel. Das ist möglicherweise auf seine
Heirat mit der bayrischen Gräfin von Gleiß zurückzuführen. Christin wird mit
dem Bau der steinernen Burg am Westende der alten Volksburg begonnen haben. Der
gewaltige Bergfried mit einer Mauerstärke
von fast sechs Metern entstand unter seinem Sohn Wichmann I. von Seeburg
um 1080 (H. Wäscher). Weitere Steinbauten, wie der Palas, eine Kapelle und eine
erste Ringmauer sind sicher auch seinem Wirken zuzuschreiben.
Der
Enkel Wichmanns I., Wichmann II. von Seeburg (um 1116-1192), war die
bedeutendste Persönlichkeit der Familie. Er wurde 1152 zum Erzbischof von
Magdeburg gewählt. An den Kämpfen Albrechts des Bären gegen die Slawen in
Brandenburg und den Kämpfen gegen Heinrich dem Löwen war er maßgeblich
beteiligt. Nach dem Erzbischof von Köln galt er als der einflussreichste Fürst
im Reich.
Unter
seiner Herrschaft wurde die Burg Seeburg bedeutend erweitert. Die 1.
Zwingermauer mit Flankierungstürmen und das „Blaue Haus“, der erzbischöfliche
Palast, und das Portenhaus wurden errichtet. 1172 gründete Wichmann an der
westlichen Spitze der Halbinsel ein Kollegialstift. Hier wurden eine neue Kirche
und die entsprechenden Wohngebäude gebaut. An der Südostecke der Anlage
entstand ein neuer Zugang mit dem gesonderten unteren Vorhof.
In
den Jahren 1182 bis 1184 schenkte Wichmann die Burg dem Erzstift Magdeburg. Sein
Sohn Konrad I. war 1182 gestorben und sein Enkel Konrad II. von Seeburg für den
geistlichen Stand bestimmt. Konrad II. wurde Probst des Chorherrenstiftes in
Seeburg.
1287
kaufte Burchard IV. aus dem aufstrebenden Geschlecht der Grafen von Mansfeld die
Herrschaft Seeburg. Unter den Grafen wurde die Burg im 15. Jh. zum bedeutendsten
spätgotischen Bau der Grafschaft. In der 2. Hälfte des 15. Jh. erbaute man die
zweite Zwingermauer mit Flankierungstürmen und einer Torburg. Der untere Teil
des Witwenturmes entstand dieser Zeit als starker Batterieturm.
1501
gelangte die Burg bei einer der vielen Erbteilungen am den Grafen Gebhard VII.
von Mansfeld-Mittelort. Er war wie das gesamte mansfeldische Grafenhaus von
einer regelrechten Bauwut erfasst und ließ die Burg zu einem repräsentativen
Wohnschloss umgestalten. 1515-18 wurde der Palas in der Kernburg aufgestockt um
einen 9,5x30 m großen Festsaal zu schaffen. Der Witwenturm erhielt den mehrstöckigen
Wohnaufbau. Nicht zuletzt wegen der ausufernden Bautätigkeit gerieten die
Grafen in finanzielle Schwierigkeiten. 1570 kam es deshalb zur Sequestation der
Grafschaft. 1591 mussten sie die Herrschaft Seeburg an die Grafen von Hahn
verkaufen. Ende des 16. Jh. trug man den Bergfried teilweise ab und stockte ihn
mit dem heute vorhandenen Aufbau auf. und
1665 wurde das „Neue Haus“ an der Nord- und Westseite der Kernburg im
barocken Stil erbaut.
Im
19. Jh. wurde eine neue Straße durch den unteren Vorhof gelegt. Das Blaue Gebäude
riss man zu diesem Zweck ab. Die Gebäude der Vorburg legte man nieder und verfüllte
den Graben zwischen Vor- und Kernburg. Nach 1910 ging man daran, die Burg im
Stil der Zeit wieder herzurichten. Nach den Entwürfen des Architekten
Schulze-Naumburg erfolgten umfassende Baumaßnahmen.
Seit
Ende der 90er Jahre des 20. Jh. ist das Schloss in Privatbesitz und wird zu
verschiedenen Zwecken genutzt.