Burg Tallinn (dt. Reval)- Estland

Der Erfolg der deutschen Ostexpansion veranlasste den dänischen König Waldemar II. einen Kriegszug durchzuführen. 1219 landeten die Dänen an der Küste Estlands und besetzten die auf dem Domberg vorhandene estnische Burg Lindanisse. Mehreren Belagerungs- und Eroberungsversuchen hielt die Burg stand, obwohl sie offensichtlich nur ein Holzbau war.

Als der Schwertbrüderorden begann, die Dänen aus Nordestland herauszudrängen, wurde die Burg dennoch 1227 durch den Schwertbrüderorden erobert. Der baufreudige Ordensmeister Volquin begann sogleich, die ersten Mauern und Türme aus Stein zu errichten.

1238 erhielten die Dänen gemäß dem Vertrag von Stenby die Burg Tallinn zurück. Sie setzten den Ausbau der Burg fort. Ein Kastellartige Hauptgebäude wurde errichtet.

1346 verkaufte Dänemark sein livländisches Herrschaftsgebiet an den Deutschen Orden. Bald danach begann der Ordensmeister Goswin von Herike die Revaler Burg auszubauen. Das Kastell wurde zu einem Konventshaus umgebaut sowie der Verteidigungsgürtel ausgebaut. Die Burg entwickelte sich zum bedeutendsten militärischen und administrativen Zentrum des Landes.

In einer zweiten Bauetappe ab 1371 wurden das südliche Vorwerk und die heutige westliche Mauerlinie errichtet. Weiterhin wurde der Lange Hermann und der nordwestliche Turm „Stür den Kerl“ aufgeführt. Die Echauguette (Halbturm) Pilstiker (frz.-rheinischer Einfluss nahe liegend) stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Ein Zwingersystem vervollständigte die Wehranlagen. Ca. 1400 war der gesamte Umbau abgeschlossen.

Unter Ordensmeister Wolter von Plettenberg erhielt die Nordostecke der Burg einen „Landskrone“ genannten Turm. Der Lange Hermann wurde von 35 auf 45 m erhöht.

Das heutige Erscheinungsbild der Burg wird durch das spätbarock-frühklassizistische Schloss des Jenaer Baumeisters Johann Schulz aus den Jahren 1767-1773 geprägt. Zu dessen Erbauung war die Süd- und die Ostmauer der Ordensburg abgerissen worden.

Heute befindet sich im Schlosskomplex der Regierungssitz Estlands