Schweinsburg bei Crimmitschau, Sachsen
Das 12.
Jahrhundert war in Deutschland durch die Auseinandersetzungen zwischen dem König
und den großen Fürsten geprägt. Diese Auseinandersetzungen manifestieren sich
in dem mehrere Generationen prägenden Machtkampf des schwäbischen Königsgeschlechts
der Staufer und den sächsischen Welfen.
Im Jahre
1152 bestieg der Staufer Friedrich I. Barbarossa den Thron des Deutschen
Reiches. Es gelang ihm innerhalb von wenigen Jahren, das durch den Kampf des Königs
gegen die Reichsfürsten geschwächte Reich zu stabilisieren, indem er einen
Ausgleich zu den Welfen, vor allem Heinrich dem Löwen fand, indem er deren
Ansprüche weitgehend befriedigte.
Zur Stärkung
Barbarossas Machtposition war es wichtig, seine wirtschaftliche Situation zu
verbessern, indem er die Reichsterritorien ausbaute. Zu einem wichtigen
Reichsterritorium wurde das Pleißenland.
Die
Entstehung des Pleißenlandes
Im Gebiet
des heutigen Sachsens gab es bis ins 12. Jahrhundert hinein nur wenige Stützpunkte
der deutschen Herrschaft. Die Burgen Meißen und Bautzen sind hier zu nennen.
Auch die Burg Altenburg, mit dem sie umgebenden Gebiet „pago plisnia“ gehörte
dazu. „plisnia“ war auch der ursprüngliche slawische Name der Burg
Altenburg. Die Geburtsstunde des Pleißenlandes, eines großen
Reichsterritoriums schlug 1158, als Friedrich Barbarossa das Pleißengau, das
Umland Altenburgs, mit den Besitzungen in Leisnig und Colditz zu einem Reichgut
vereinigte. Die zwischen diesen Besitztümern liegenden und die Gebiete bis zum
Erzgebirgskamm wurden durch eine Siedlungswelle für das Reich innerhalb weniger
Jahrzehnte von etwa 1170 an erschlossen. Die Siedlungsbewegung wird als
ostdeutsche Kolonisation bezeichnet.
Träger
dieser Kolonisationsbewegung waren Kolonisatoren, die überwiegend aus dem
niederen Adel stammten. Diese Ministerialen genannten Männer waren persönlich
unfrei, und wurden offensichtlich aufgrund ihrer Fähigkeiten und Verdienste
willen ausgewählt. Sie erhielten konkrete Aufträge und Mittel, im
unerschlossenen oder von Slawen besiedelten Gebieten neue Burgen, Dörfer und Städte
anzulegen. Mit dem Siedlungsauftrag war ein sozialer Aufstieg verbunden, der bei
einigen Ministerialen bis in den Reichsfürstenstand führte. Unter den
wichtigen Herrschaften, die in dieser Zeit entstanden sind Hartenstein, Glauchau
(Schönburger) und Waldenburg zu nennen. Die Siedlungstätigkeit war
offensichtlich so attraktiv, dass auch Adlige sich in den Stand des
Reichsministerialen begaben, um an der Kolonisation teilzuhaben.
Die neuen
Besitzer der einzelnen Burgbezirke waren dem Burggrafen von Altenburg
unterstellt. Der Burggraf war nicht mehr nur allein Befehlshaber der Reichsburg,
sondern königlicher Beamter und Verwalter des gesamten Pleißenlandes. Die
Wichtigkeit des Amtes wird unterstrichen, dass bis in jüngste Zeit die Könige
von Sachsen unter ihren Titel auch das Amt des Burggrafen von Altenburg weiterführten.
Es
entstand die pleißenländische Reichslandverfassung. Aus der pleißenländischen
Ritterschaft wurde der Landrichter gewählt, der neben der richterlichen auch
Verwaltungsaufgaben hatte, so den Einzug der Abgaben an den König.
Die
Entstehung von Crimmitschau
Im Zuge
der ostdeutschen Kolonisation entstand in der zweiten Hälfte des 12. Jh. die
Stadt und Burg Crimmitschau. Es fehlen zwar urkundliche Belege dafür, jedoch
sind die Nachbarorte (1165-72 Burg Waldenburg) in dieser Zeit erstmalig genannt.
Als Basis der Ansiedlung diente eine ältere slawische Ansiedlung. Die Herren
von Crimmitschau, ein edelfreies Geschlecht unbekannter Herkunft, wurden 1212
erstmalig urkundlich als Bürgen für Otto IV. erwähnt. Aus der Stellung, die
sie einnahmen, ist zu folgern, dass sie die Herrschaft als Reichslehen
innehatten. Die Herren von Crimmitschau gehörten zu den führenden Familien des
Pleißenlandes und stellten mehrfach den pleißnischen Landrichter.
Im
Nordwesten war gleichzeitig mit der Herrschaft Crimmitschau die Herrschaft der
Starkenbergs um Grünberg, Heyersdorf und Frankenhausen entstanden. Die Vögte
von Weida kolonialisierten ebenfalls im Territorium und besaßen u. a. Güter in
Rudelswalde und Lauenhain. Im Südosten erstreckten sich die Schönburgischen
Besitzungen. Die Ausdehnungsmöglichkeiten der Herrschaft Crimmitschau waren
dadurch begrenzt. Außerdem befand sie sich im Kreuzungspunkt zweier
Kolonialisierungslinien, die einerseits von Thüringen über das Pleißenland
ins Erzgebirge und andererseits von Weida aus ostwärts in das Waldgebiet
wiesen. Das behinderte die Entwicklung der Herrschaft maßgeblich.
Die
Errichtung der in Teilen erhaltenen mittelalterlichen Wasserburg ist in das 13.
Jh. zu legen. 1222 wurde es als „vest huz cremascowe“ bezeichnet. Schon im
13. Jahrhundert starb das Geschlecht der Herren von Crimmitschau aus. Günther
von Crimmitschau war 1270-73 in den Deutschen Orden eingetreten. Die Herrschaft
übernahmen die Schönburger, die hier eine Seitenlinie gründeten. 1322
urkundete Friedrich von Schönburg auf Burg Crimmitschau. Als auch die
Crimmitschauer Linie der Schönburger Ende des 14. Jh. ausstarb, fiel die
Herrschaft Crimmitschau an die Wettiner. Die Schönburger hatten 1307 für die
Herrschaft Crimmitschau die Lehnshoheit der Wettiner anerkennen müssen. Die
Burg diente als Verwaltungsmittelpunkt der Grundherrschaft. 1486 verwendete man
erstmals den Namen Schweinsburg für die Burg.
1743 wurde
die verfallene Burg durch die Familie von Berbisdorf zu einem Barockschloss
umgebaut. 1908 bis 1911 erfolgte ein erneuter Umbau im Stil des Neobarock. 1945
wurde der Turm der Unterburg abgetragen.
1998 wurde das Schloss renoviert und in der Unterburg ein
Hotel eingebaut.